Präses Manfred Rekowski zu Besuch im Kirchenkreis Aachen

Oberster Vertreter der Ev. Kirche im Rheinland informierte sich über Arbeit des Kirchenkreises - Gespräche mit den Schwerpunkten Bildung und Interkulturalität bei der ESG und im Martin-Luther-Haus

Der oberste Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland, Präses Manfred Rekowski, hat sich in der vorigen Woche einen Tag lang über die Arbeit im Evangelischen Kirchenkreis Aachen informiert. Der Morgen begann im Haus der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Aachen mit einer Andacht im Raum der Stille. Darauf folgte eine Gesprächsrunde mit dem Thema "Bildung als kirchliche Aufgabe". Am Nachmittag lag der inhaltliche Schwerpunkt auf dem Bereich "Diakonisches vernetztes Handeln und Fundraising - Interkulturalität, Bildung und Flüchtlingsarbeit" im Zentrum für Familien im Martin-Luther-Haus. Die Teilnehmenden des Tages waren neben Superintendent Hans-Peter Bruckhoff und den Mitgliedern des Kreissynodalvorstandes viele Mitarbeitende und Engagierte aus den beiden Arbeitsgebieten.

Herausforderungen und Wünsche in der Bildungsarbeit

Den Vormittag zum Thema Bildung gestalteten Berufsschul-Pfarrerin Folke Keden-Obrikat, Schulreferent Ulrich Kämmerer, Jugendreferent Axel Büker, Erwachsenenbildungsreferent Jürgen Groneberg, der Schulleiter der Viktoria-Schule, Axel Schneider, und die Pfarrerin der ESG, Swantje Eibach-Danzeglocke. Eindrücklich stellten sie in ihrer Präsentation die breite Palette der Bildungsarbeit im Kirchenkreis Aachen dar, nannten auch die Herausforderungen, denen diese sich stellen muss, und formulierten Wünsche hinsichtlich Kooperation mit und Unterstützung durch die Landeskirche. Pfarrerin Keden-Obrikat nannte zum Beispiel als die drei Maßnahmen, mit denen sie am Berufskolleg Religionsverdrossenheit und Vorbehalten begegne: guten Religionsunterricht, die Stärkung, Begleitung und Fortbildung der Lehrkräfte sowie die Vernetzung mit anderen Akteuren.

Mehr "Rückenwind" von der Landeskirche erwünscht

Präses Manfred Rekowski äußerte sich nach der Präsentation beeindruckt über das Engagement des Kirchenkreises Aachen in der schulischen und außerschulischen Bildung und sagte: "Hier spürt man, dass Sie sich intensiv um die Menschen bemühen, und Sie sind sehr ambitioniert unterwegs." Ihm sei in der "überdurchschnittlichen" Präsentation der Vortragenden klar geworden, wo im Arbeitsgebiet Bildung im Kirchenkreis Aachen große Chancen lägen und er habe auch wahrgenommen, dass die Beteiligten in ihrer Arbeit von Seiten der Landeskirche "nicht immer den Rückenwind spüren, den sie sich wünschen". Superintendent Hans-Peter Bruckhoff fügte daraufhin hinzu, dass auch er das Engagement in der Bildungsarbeit im Kirchenkreis Aachen als herausragend einschätze und dass das Bemühen um die Bildung den Kirchenkreis Aachen und die Gemeindewirklichkeit in der Region wesentlich ausmache. "Das Bemühen um die Bildung der Menschen hat im Kern mit unserem Evangelisch-Sein zu tun", sagte der Superintendent. "Deshalb darf es auch an den Stellen, wo es noch hakt, jetzt nicht bei einer Fehlanzeige bleiben, sondern wir müssen konkret schauen, wie man da  Qualitätsverbesserungen erzielen kann."

Gespräch mit dem KSV beim persischen Mittagessen

Am Mittag begrüßte dann Karin Blankenagel, die Leiterin des Zentrums für Familien, Präses Rekowski im Martin-Luther-Haus und stellte ihm dessen Arbeit vor. "Dieses Haus ist in Aachen einzigartig und aus der Stadt nicht mehr wegzudenken", sagte sie. "Hier ist es bunt, fröhlich und unkompliziert, wir bemühen uns jeden Tag, den Menschen hier ein zu Hause zu geben, und ich bin dankbar, dass ich in diesem Haus arbeiten darf." Bei einem persischen Mittagessen, das Frauen aus Kursen am Zentrum für Familien gekocht hatten, sprach der Präses dann mit den KSV-Mitgliedern über die aktuelle Situation im Kirchenkreis Aachen. Themen waren unter anderem der Strukturwandel in der Region Aachen, Kooperationsbestrebungen in der Jugendarbeit und die Möglichkeiten einer "intelligenten Deregulierung" innerhalb der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Vorstellung herausragender Projekte und Pressegespräch

Anschließend präsentierte Karin Blankenagel den Gästen ausführlicher eines der innovativen Projekte des Zentrums für Familien, die Schülerförderung "miteinander lernen". Hierbei betreuen Lehramtsstudierende Schüler aus armutsgefährdeten Familien und Familien mit Migrationsgeschichte, so dass beide Seiten davon profitieren - die Schüler durch Unterstützung in den Basiskompetenzen Deutsch, Mathe und Englisch, die Studierenden durch praktische Arbeit mit Kindern, die ihnen wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben vermittelt.

Danach stellte Heike Keßler-Wiertz, die Leiterin der "Werkstatt der Kulturen" im Aachener Ostviertel die Angebote ihrer Einrichtung vor, darunter Sprachkurse, einen inklusiven Stadtteilchor, eine Kreativwerkstatt, die aufsuchende Seniorenarbeit von "TANDEMmia" und interkulturelle Fortbildungen.

Pfarrer Martin Obrikat, auch im Vorstand der Evangelischen Stiftung für Kirche und Diakonie im Kirchenkreis Aachen, berichtete dann von den erfolgreichen Adventsspenden-Aktionen der Stiftung, den zehn ausgewählten "Hoffnungsorte"-Projekten, für die schwerpunktmäßig Spenden gesammelt werden und die aktuelle Spendenkampagne "Sprache ist der Schlüssel". Bei einer Pressekonferenz wurde diese Kampagne dann offiziell eröffnet. (Den Bericht dazu finden Sie hier.)

Zum Abschluss des Tages dankte Präses Manfred Rekowski den Anwesenden ausdrücklich im Namen der Kirchenleitung für ihre engagierte Arbeit. "Dieser Tag war ein im besten Sinne erbaulicher Tag, an dem ich vieles sehen konnte, was gelingt und was gut läuft", sagte Rekowski. "Besonders positiv war es für mich zu erfahren, dass Sie ein flächendeckendes Netzwerk in der Flüchtlingsarbeit geschaffen haben, das gut funktioniert."

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff dankte Präses Rekowski seinerseits für den Besuch und sagte, Rekowski habe an diesem Tag das eingelöst, was er seiner Wahl auf der Landessynode 2013 angekündigt habe, dass "Leiten" erst einmal heiße, auch zuzuhören und sich etwas sagen zu lassen. "Heute haben wir gesehen: Du lebst das", sagte der Superintendent.