"Wir wollen euch willkommen heißen und in Kontakt kommen"

Kirchengemeinde Herzogenrath begrüßt Flüchtlinge im Gottesdienst in der Markuskirche - 17 neue Bewohner im evangelischen Pfarrhaus - Anschließende Gespräche mit Gemeindegliedern

"Wir wollen euch willkommen heißen und mit euch in Kontakt kommen." So begrüßte Pfarrer Joachim Wehrenbrecht die Flüchtlinge, die im evangelischen Pfarrhaus in Herzogenrath-Mitte untergekommen sind. Er hatte die Flüchtlinge in seinen Gottesdienst in der Markuskirche eingeladen, wo sie sich selber vorstellen und anschließend mit den Gemeindegliedern in Kontakt kommen konnten.

Für die Besucher war eine Dolmetscherin anwesend, die große Teile des Gottesdienstes ins Englische übersetze. Aufmerksam verfolgten die Flüchtlinge die für sie fremde Liturgie des evangelischen Gottesdienstes. Die meisten von ihnen sind Muslime. Einige von ihnen, die bereits ein wenig deutsch beherrschten, versuchten sogar, bei den angestimmten Liedern mitzusingen. Im Laufe des Gottesdienstes bat Pfarrer Wehrenbrecht die Flüchtlinge dann, nach vorne zu treten und sich selber vorzustellen.

Gespräche zwischen Gemeindegliedern und Flüchtlingen

Sozialpädagogin Judith Kuntz war begeistert, dass 14 der 17 Bewohner des Pfarrhauses zum Gottesdienst gekommen waren. Schließlich müsse man bedenken, so Kuntz, dass viele in den Heimatländern die Erfahrung gemacht haben, dass Angehörige verschiedener Religionen sich nicht unbedingt für Angehörige der jeweils anderen Religion engagieren. Judith Kuntz betreut die Bewohner im Pfarrhaus in der Nähe der Markuskirche sowie in acht weiteren Flüchtlingsunterkünften in Herzogenrath.
Der kirchliche Aspekt stand für die Flüchtlinge, die aus sehr unterschiedlichen Ländern wie beispielsweise Syrien, Guinea oder dem Kosovo kommen, nicht im Vordergrund. Sie seien gekommen, um mit den Menschen der Gemeinde in Kontakt zu kommen, erklärt ein junger Mann aus Guinea. Dazu gab es auch Gelegenheit, denn im anliegenden Gemeindehaus waren alle Besucher des Gottesdienstes anschließend eingeladen, bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch zu kommen. So konnte man viele angeregte Unterhaltungen zwischen den Gemeindegliedern und den Flüchtlingen beobachten.

Wohnraum im alten Pfarrhaus

Das nun von den Flüchtlingen neu bezogene Pfarrhaus in Herzogenrath-Mitte ist bereits das zweite Gebäude der Gemeinde, welches als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird.  Es ist an die Stadt vermietet worden, die die Räumlichkeiten an ihren neuen Zweck anpasste. Seit Februar leben dort jetzt 17 Personen. "Der Vorschlag, die Räumlichkeiten als Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, ist aus der Gemeinde gekommen", berichtet Pfarrer Wehrenbrecht. Nachdem 2014 ein Flüchtlingsgottesdienst mit dem Superintendenten stattgefunden hatte, seien Gemeindeglieder mit der Idee auf ihn zugekommen, das Pfarrhaus als Wohnunterkunft zu nutzen. Das Pfarrhaus am Lukas-Gemeindezentrum in Kohlscheid ist seit Januar von Flüchtlingen bewohnt, darunter mehrere Familien mit kleinen Kindern. (Einen Bericht dazu finden Sie hier). Die Gemeinde sei mit ihrem Engagement bemüht, den Flüchtlingen zu signalisieren, dass diese in der Mitte der Gesellschaft willkommen sind, sagt Pfarrer Wehrenbrecht.

(Text und Fotos: Stephan Klumpp)