Flüchtlinge - Neuer Blick auf das Thema beim „Heimatfest“

Viele Bewohner der Häuser der Stiftung EvA haben selbst Fluchterfahrungen - Erinnerungen an alte Bräuche und Lieder leben bei Fest wieder auf

Seit vielen Wochen berichten alle Medien über den stetig wachsenden Zustrom von Flüchtlingen in unser Land. In den morgendlichen Zeitungsrunden für die Bewohnerinnen und Bewohner in den Häusern der Stiftung EvA werden die entsprechenden Artikel dazu vorgelesen und diskutiert. Dabei stellten die häufig weit über 80 oder 90jährigen Bewohner fest, dass viele von ihnen auch Flüchtlinge und Vertriebene waren und sie viel Verständnis für die Menschen in ihren aktuellen Notlagen haben. „Dadurch entstand in diesen Runden die Idee, aus unserem Sommerfest ein Heimatfest zu machen, um sich über seine Wurzeln auszutauschen und um zu zeigen, dass man eine neue Heimat finden kann“, so Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung. In den folgenden Wochen wurde in Gruppenstunden und Einzelgesprächen fast nur zum Thema Heimat gearbeitet, um das Fest vorzubereiten: Herkunftsgebiete wurden aufgelistet, alte Bräuche, Lieder und Tänze wurden wiederentdeckt und geübt und traditionelle Rezepte wurden ausprobiert. Malte Duisberg: „Viele wehmütige Erinnerungen wurden geweckt und die eine oder andere Träne ist geflossen. Aber es überwog deutlich das Gefühl, in einer neuen Heimat gut angekommen zu sein.“

Firmlinge zeigen alte Heimat in aktuellen Bildern auf Google Maps

So konnten sich dann Anfang September weit über hundert Gäste an vielen Ständen über Schlesien, Ost- und Westpreußen, Pommern, Böhmen, Mähren, Erzgebirge, Thüringen oder Siebenbürgen informieren. Aus diesen Gebieten stammt fast ein Drittel der Bewohner. Aber auch Westfalen, das Rheinland und natürlich die Eifel als Heimatregionen waren vertreten. Aus allen Bereichen gab es herzhafte und süße regionale Spezialitäten zu kosten und typische Souvenirs zu besichtigen. Auf großen Landkarten konnten alle Besucher ihren Geburtsort mit Pinnadeln markieren und sich so über ihre unterschiedlichste Herkunft austauschen. Besondere Beachtung fand ein Projekt von Firmlingen aus Schleiden: mit dem Programm Google Maps konnten sich die Bewohner ihren Heimatort mit aktuellen Bildern anzeigen lassen, egal wo er auf dieser Welt liegt. Außerdem führten Mitarbeitende der Stiftung Volkstänze aus den Heimatgebieten auf, an denen sich auch die Besucher beteiligen konnten. Den Abschluss gestalteten Mitarbeiterinnen des Sozialen Dienstes, die mit allen Gästen gemeinsam alte Volkslieder sangen und von deren Entstehung erzählten.

Neuer Anfang in fremder Umgebung kann gelingen

Malte Duisberg bedankte sich bei den Bewohnern dafür, dass sie andere an ihren Erinnerungen und Erfahrungen teilhaben ließen. „Für unsere Generationen, die von Flucht und Vertreibung verschont blieben, haben sie einen neuen Blick auf die momentane Flüchtlingssituation eröffnet. Sie haben uns vorgelebt, dass ein neuer Anfang in fremder Umgebung und in neuer Gemeinschaft gelingen kann.“ Im Gästebuch des Hauses konnten Gedanken zum Thema formuliert werden. Dort ist jetzt zu lesen: „Heimat ist für mich dort, wo Körper, Geist und Seele sich wohl fühlen und wo ich gut aufgenommen werde!“

 

(Text und Bilder: Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd)