Ein Moment des Innehaltens und der Gesellschaftskritik

„Stolperstein im Advent“ an der Mies-van-der-Rohe-Schule - Fast 400 Schüler des Berufskollegs für Technik nehmen an der interreligiösen Feier teil

Musik, Futter für's Hirn, Videoclips und Kabarettistisches verspricht das Werbeplakat der Adventsfeier am Berufskolleg für Gestaltung und Technik, der Mies-van-der-Rohe-Schule, an der Neuköllner Straße 15 in Aachen. Keine „normale“ Adventsfeier, sondern eine, die junge Menschen anspricht, auch solche, die mit der christlichen Kirche sonst nichts zu tun haben, haben die Veranstalter der Fachkonferenz Religion auf die Beine gestellt.

Schulleiterin Ute Dreser begrüßte die Schüler und freute sich, gemeinsam mit ihnen eine Stunde aus dem Sog des Konsums und der zum Teil unbesinnlichen Trott der Vorweihnachtszeit auszutreten. „Wir möchten mit dem Programm der Feier inhaltliche Akzente setzen, ein Stück aktuelle Gesellschaftskritik anbringen“, erklärt Dreser.

Thema der Adventsfeier:  „Mensch, Menschlichkeit, Asyl, Terrorismus“

Einer der Organisatoren und Erfinder der Veranstaltung ist der evangelische Pfarrer Guntram Schindel, der an der Mies-van-der-Rohe-Schule als Religionslehrer tätig ist. „Unsere Veranstaltung ist etwas für Christen, die nicht im Gemütlichkeitstrott der Adventszeit steckenbleiben wollen, und genauso für Schüler, die mit Weihnachten überhaupt nichts anfangen können“, erklärt Schindel den interreligiösen Kontext. „Wir wollen die jungen Leute vor allem zum Nachdenken bringen, und Spaß soll es dabei auch noch machen. Im vergangenen Jahr kam das super an.“ 2014 wurde erstmals eine neue interreligiöse Veranstaltung mit „Musik, Futter für’s Hirn, Videoclips und Kabarettistischem“ angeboten. Zwar christlich motiviert und durchsetzt, aber ohne spezifisch christliche Inhalte überstülpen zu wollen.

Im vorigen Jahr nahmen mehr als 350 Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Pensionäre an der Veranstaltung teil. Nach dem großen Erfolg der Premiere haben sich die Veranstalter diesmal dem aktuellen Thema „Mensch, Menschlichkeit, Asyl, Terrorismus“ angenommen. „Wake up“ prangt in großen Lettern auf der Leinwand. Auf der Bühne spricht die 17-jährige Schülerin Helena Straetmanns über Terror, seine Auswirkungen und bringt am Ende ihrer Ausführungen ein Bibelzitat: „Alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen“.

30 Nationalitäten feiern gemeinsam

„Bei unserer Adventsfeier alle Jugendlichen einzubeziehen ist die große Kunst. Die Schüler kommen aus rund 30 verschiedenen Nationen und nicht jeder begeht das Weihnachtsfest im christlichen Sinn. Aber einen Moment innehalten, das kann jeder gut gebrauchen in der oftmals hektischen Adventszeit“, erklärt Pfarrer Guntram Schindel.

Angesichts so vieler Religionen und Weltanschauungen an der Schule kann man hier keine klischeehafte deutsche „Adventsfeier“ anbieten. Es handelt sich um eine ausgesprochen profilierte Veranstaltung zum Nachdenken in der Vorweihnachtszeit. Die Schulleitung stellte alle interessierten Schüler für diese Veranstaltung vom Unterricht frei. Rund 400 Besucher aus allen Teilen der insgesamt 2.200 Schüler zählenden Schule waren schließlich dabei - auch die 40 Schüler der Internationalen Förderklasse.
Als „klischeelos , humorvoll und fast religionslos“ beschreibt Pfarrer Guntram Schindel die Feier. Er selbst brachte auf der Bühne einen kabarettistischen Beitrag über die Dschihadisten und Terroristen vor, die am besten auf die Pisten in Bayern geschickt werden sollen: „Dort können sie ihr Mütchen abkühlen.“

Für einen eindrucksvollen Schlusspunkt sorgte Lehrer Eckhard Debour mit dem Text „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ aus der Feder von Dietrich Bonhoeffer.

(Text und Fotos: Nina Krüsmann)