Elektronische Setzeranlage unterstützt künftig die Organisten in der Annakirche

Orgel erhält USB-Schnittstelle – Manche Stücke so erst spielbar – Alle Pfeifen werden gereinigt - Wieder-Inbetriebnahme im Herbst durch hochkarätige Gastorganisten

Die große Weimbs-Orgel in der Annakirche wird derzeit renoviert: Sie wird dabei nicht nur generalüberholt und gereinigt, sondern erhält auch eine moderne elektronische Setzeranlage. Elektromagnete und ein Schaltschrank wurden dafür ebenso in die Orgel eingebaut wie eine USB-Schnittstelle. Vorher wurden die Registerzüge der Orgel rein manuell bedient. „Das war manchmal eine geradezu artistische Leistung“, sagt Annakantor Georg Hage. „Oder man hat für manche Stücke mehrere Personen gebraucht, die einem halfen.“

Durch eine so genannte Doppeltraktur bleibt die manuelle Bedienung der Züge auch weiterhin möglich. Jetzt kann die Orgel aber auch vor dem Spiel programmiert werden. Die Einstellungen sind dann auf Knopfdruck abrufbar. „Je größer eine Orgel ist, desto eher ist eine solche Funktion nötig“, erklärt Georg Hage. „Manche Stücke mit starken Wechseln in der Klangfarbe waren vorher auf dieser Orgel kaum spielbar.“ Der Bedarf ist außerdem aufgekommen, seit die Annakirche – nach dem Verkauf der großen Klais-Orgel der Dreifaltigkeitskirche 2008 – zur Haupt-Orgelkonzertkirche der Aachener Kirchengemeinde geworden ist. Die dreimanualige Weimbs-Orgel mit ihren 34 Registern zählt zu den größten Orgeln Aachens. Ihr Wert liegt bei rund 600.000 Euro.

Alle 2.272 Orgelpfeifen werden ausgebaut

Bereits nach dem Pfingstfest und den Konfirmationsgottesdiensten Mitte Mai hatten in der Annakirche die Reinigungs- und Bauarbeiten an der Orgel begonnen. Zunächst wurden die Windbälge ausgebaut und in der Orgelbauwerkstatt neu beledert. Inzwischen sind viele der 2.272 Orgelpfeifen ausgebaut. Sie alle werden einer sorgfältigen Grundreinigung unterzogen. Dies ist in regelmäßigen Abständen notwendig, um den guten Klang zu erhalten. „Die Orgel ist jetzt seit 22 Jahren in der Annakirche und spielt noch so gut wie am ersten Tag“, meint Orgelbaumeister Harry Dix von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal. „Auch wenn wir jetzt Elektronik in die Orgel einbauen, wird der Ton weiterhin mechanisch erzeugt. Das harmonische Spielgefühl bleibt für den Organisten erhalten.“ Eine gut gepflegte Orgel könne laut Dix hunderte Jahre „leben“. So gebe es noch Orgeln aus dem 16. Jahrhundert, die spielbar seien. „In der Orgel finden Sie noch die gleiche Technik wie vor drei-vierhundert Jahren“, so Dix. „Wir verwenden auch immer noch die gleichen Materialien: Holz, Filz und Metall. Kunststoff nur im äußersten Notfall.“

Iveta Apkalna konzertiert am 30. September

Ende September werden die Arbeiten an der Weimbs-Orgel in der Annakirche beendet sein. Anlässlich der Wiederinbetriebnahme findet an der renovierten Orgel dann die Reihe „Herbstkonzerte“ mit hochkarätigen Gastorganisten statt:

Für das Eröffnungskonzert am 30. September konnte die lettische Orgelvirtuosin Iveta Apkalna gewonnen werden, für das Abschlusskonzert am 26. Oktober der Organist der Londoner Westminster Cathedral, Martin Baker. Am 7. Oktober ist ein Konzert für Chor und Orgel mit dem Aachener Bachverein sowie den Organisten der Annakirche Georg Hage und Klaus-C. van den Kerkhoff zu erleben. Im Rahmen der 43. Aachener Bachtage konzertiert am 13. November der jüngste Domorganist Deutschlands, Sebastian Küchler-Blessing aus Essen.

(Text: G. Hage/C. Braun; Bilder: C. Braun)