Acht neue ehrenamtliche Notfallseelsorger spenden in der Städteregion Aachen „seelische Erste Hilfe“

Beauftragungsfeier mit ökumenischem Gottesdienst in St. Peter - In Notsituationen ist vor allem Empathie gefragt

Es ist beeindruckend, was man als Notfallseelsorger lernt und erlebt“, schildert der neu beauftragte ehrenamtliche Notfallseelsorger Karim. Seine Zeit bei der Bundeswehr mit verschiedenen Einsatzgebieten habe ihn dazu motiviert, auch im zivilen Bereich weiter zu machen. „Es geht nicht nur darum, als Sanitäter Pflaster zu kleben, sondern auch Pflaster für die Seele bereit zu halten. Es ist eine intensive Tätigkeit und vor allem ein dankbares Amt“, erklärt Karim. Der 32-Jährige hat die zehnmonatige Ausbildung erfolgreich absolviert und ist im Kreis der neuen Beauftragten der einzige evangelische Notfallseelsorger.

So wie er empfinden viele der Ehrenamtler ihre emotional fordernde Aufgabe als eine Bereicherung. In der gesamten Städteregion Aachen sind derzeit knapp 50 ehrenamtliche Notfallseelsorger da im Einsatz, wo sie spontan gebraucht werden.

Notfallseelsorge ökumenisch organisiert

Träger der ökumenisch organisierten Notfallseelsorge der Städteregion Aachen sind das Bistum Aachen und der Evangelische Kirchenkreis Aachen. In einer Beauftragungsfeier in der katholischen Kirche St. Peter wurden jetzt acht neue ehrenamtliche Notfallseelsorger in ihr Amt eingeführt. Gefeiert wurde der Gottesdienst von Pfarrer Frank Ertel, Leiter der Telefonseelsorge in der Städteregion. Pfarrer Rolf-Peter Cremer, Leiter der Hauptabteilung Pastoral/Schule/Bildung im Bischöflichen Generalvikariat, und Pfarrer Hans-Peter Bruckhoff, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Aachen. Sie beauftragten die neuen Notfallseelsorger offiziell und übergaben ihnen ihre Notfallwesten, die sie im Falle eines Einsatzes erkennbar machen. Liedern wie „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“ oder „Meine engen Grenzen“ und „Möge die Straße uns zusammenführen“ begleiteten die ökumenische Feierstunde.

Kommunikation auf Augenhöhe

„Es geht um eine Kommunikation auf Augenhöhe, wenn es um Notsituationen wie plötzlichen Kindstod geht oder eine Todesnachricht an einen Angehörigen überbracht werden muss. Da ist Empathie gefragt“, betont Pfarrerin Sabine Reinhold. Sie hat den zehnmonatige Kurs der Neubeauftragten geleitet. „Meine Teilnehmer sind größtenteils nicht in der Theologie tätig, bringen ganz andere Kompetenzen mit, was eine große Bereicherung darstellt. Wir decken so eine große Bandbreite ab und können das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten“, erklärt die Pfarrerin. Auch bringe jeder eine andere Sprache mit, suche nach eigenen Worten, um im Notfall schwere Dinge auszudrücken. „Und auch das Schweigen zu ertragen gehört dazu“, erklärt die evangelische Leiterin der Notfallseelsorge Aachen. Die Kursstunden startet sie stets mit einer gemeinsamen Andacht. „Und wir enden mit Entspannungsübungen“, erklärt Reinhold. Gemeinsam mit Gemeindereferentin Rita Nagel, der Katholischen Leiterin der Notfallseelsorge Aachen, begrüßte sie die neuen Ehrenamtler.

Rund 200 Einsätze im Jahr

Die Notfallseelsorge bietet für Betroffene, Angehörige, Augenzeugen, Suchende, Vermissende und Einsatzkräfte „seelische Erste Hilfe“. Wenn durch einen Notfall von einer Sekunde zur anderen alles anders ist, spenden die Helfer Trost, hören einfach nur zu oder vermitteln weiter. Die Notfallseelsorge wird alarmiert über die Leitstelle und arbeitet mit der Telefonseelsorge zusammen. Sie ist Teil der Psychosozialen Notfallversorgung in der Städteregion Aachen. In rund 200 seelischen Notlagen im Jahr wird die Notfallseelsorge gerufen.

Voraussetzung für den den ehrenamtlichen Einsatz als Notfallseelsorger sind ein Mindestalter von 23 Jahren bei Indienststellung, ein Führerschein und die Zugehörigkeit zu einer der Kirchen im ACK sowie die Bereitschaft langfristig mitzuarbeiten – das heißt nach der einjährigen Ausbildung mit insgesamt 100 Stunden mindestens zwei Jahre und innerhalb von einem Jahr mindestens zwölf Dienste á 24 Stunden zu absolvieren.

Infos gibt es unter www.notfallseelsorge-aachen.de.

(Text und Bilder: Nina Krüsmann)