„Gemeinsam Vielfalt feiern“

Superintendent Hans-Peter Bruckhoff warb beim Fest der "Bürgerstiftung Lebensraum Aachen" für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft

„Das ist heute einfach ein überzeugendes und überwältigendes Bild hier im Elisengarten in Aachen. Wir setzen gemeinsam ein Zeichen für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft in Aachen und darüber hinaus“, betonte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff als Repräsentant des Evangelischen Kirchenkreises Aachen bei der Veranstaltung der "Bürgerstiftung Lebensraum Aachen" am Sonntag am Aachener Elisenbrunnen. Im Gespräch mit Moderator Bernd Büttgens und vor den vielen Besuchern im Elisengarten rief er aus: „Wir setzen gegen den Hass und das Misstrauen und den Wahnsinn der Gewalt - unser Interesse aneinander, unsere Neugier auf die Unterschiedlichkeit unter uns. Wir wollen die Fehlentwicklungen und Radikalisierungen nicht länger hinnehmen. Wir wollen das Feld nicht einfach denen überlassen, die gefangen in ihrer Ideologie gleich welcher Art ihre menschenverachtende Gewalt ausüben in Wort und Tat.“

"Gerechtigkeit, das demokratische Miteinander muss von uns allen täglich neu gelebt werden"

In diesen Zeiten brauche man gemeinsame Bilder, Visionen eines gelingenden Miteinanders, einer Achtsamkeit füreinander, einer Gerechtigkeit unter uns, die uns aufstehen und aufatmen lässt. Hans-Peter Bruckhoff stellte als Beispiel für eine solche Vision den Text des Propheten Hosea im Alten Testament in Hosea 10, 12 vor. „Säet Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße der Liebe! Pflüget ein Neues, solange es Zeit ist, den Herrn zu suchen, bis er kommt und Gerechtigkeit über euch regnen lässt!“ Bruckhoff stellte dazu fest: „Selbst Gerechtigkeit säen und nicht allgemein oder nur bei anderen erwarten. Gerechtigkeit, ein demokratisches Miteinander muss von uns allen täglich neu gelebt werden, eingebracht werden, ist nicht von selbst da. Pflüget ein Neues solange noch Zeit ist - es geht um Neuanfänge im gesellschaftlichen Alltag und in unserem persönlichen Leben. Es geht darum, dass diejenigen unter uns, die zunehmend abgehängt werden, wieder teilnehmen und teilhaben an der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung.“

Aachener Bürger feierten eine offene, vielfältige und menschenfreundliche Gesellschaft

Die Gesellschaft brauche eine neue Haltung des Miteinander-Teilens, des aufeinander Achthabens. „So feiern wir die Vielfalt unter uns und nicht durch Grenzziehungen und Abschotten und Mauern. Auf diesem Weg der Erneuerung, des Einsatzes, ja des Kampfes gibt uns Hosea schließlich noch einen entscheidenden Hinweis mit: Ernten nach dem Maß der Liebe – das bedeutet einen langen Atem haben, das verhindert, dass wir selbst verbittern, verhärten oder aufgeben“, betonte Bruckhoff. Das Bürgerfest am Elisenbrunnen sei ein starkes gemeinsames Zeichen der Ermutigung für eine offene, vielfältige und menschenfreundliche Gesellschaft. Und die Tatsache, dass die Vertreter der verschiedenen Religionen und Glaubensüberzeugungen ebenso wie Vertreter anderer gesellschaftlicher, politischer und humanistischer Organisationen und Strömungen zusammen stehen, sei eine wichtige Aussage. „Diese Vielfalt der Meinungen und Überzeugungen bereichert uns, hilft uns, den eigenen Standpunkt, den eigenen Glauben, die eigene Lebensweise in Frage stellen zu lassen, ob sie diesem Maßstab der Liebe, des Respektes voreinander und der Achtung eines jeden Menschen entspricht. Heute ist ein guter Tag für Aachen, für die Hoffnung unter uns und für eine inhaltlich wehrhafte, diskussionsfreudige und menschenfreundliche Gesellschaft“, betonte der Superintendent.

Unterschriftenaktion setzt ein Zeichen für Demokratie

Den ganzen Nachmittag über gab es im Elisengarten ein Programm mit musikalischen Beiträgen unter anderem vom Schlagsaiten-Quantett, Detlef Malinkewitz, Rick Takvorian, Heribert Leuchter und Dieter Kaspari. Dazwischen stellten prominente Redner ihre Meinung zum Thema „Offenes Aachen“ dar. Die Initiative „Offenes Aachen“ vertritt eine ganz ähnliche Zielsetzung wie der Kirchenkreis Aachen. Mit einer Unterschriftenaktion möchten die Akteure ein Zeichen setzen für Demokratie, Menschenwürde und Vielfalt. Unterschriftenlisten liegen bereits in Geschäften, Gaststätten, Firmen und anderen Einrichtungen aus.

Auch online kann die Erklärung unterzeichnet werden.

(Text und Bilder: Nina Krüsmann)