So etwas erlebt man nur einmal im Leben!

Glocken für Aachener Genezareth-Kirche in der Eifel gegossen - Mehr als nur ein handwerklicher Akt

Mit einem voll besetzten Reisebus und mehreren Privat­autos nahmen rund 65 Gemeindeglieder aus Arche und Dietrich-Bonhoeffer-Haus am 11. November den Guss der beiden Glocken für die Genezareth-Kirche zum Anlass, am frühen Morgen zu einem Ausflug in das Eifelörtchen Brockscheid aufzubrechen. In der ortsansäs­sigen Glockengießerei Mark, die auf eine 400-jährige Familientradition zurück­blickt, sollten um 11 Uhr nicht nur die beiden Glocken für Aachen, sondern ins­gesamt neun Glocken gegossen werden. Entsprechend groß war der Trubel vor Ort. Denn auch aus Belgien und Norddeutschland waren Gruppen mit Bussen angereist, um den Guss ihrer Glocken live mit­zu­erleben. Es dauerte noch eine gute Stunde, ehe der große Ofen auf die benötigte Temperatur von 1.100 Grad vorgeheizt war. In dieser Zeit gaben Führungen durch die Glocken­gießerei einen guten Einblick in die Kunst der Glockenherstellung.

Noch kühlen die Glocken in einer Grube unter der Erde

Ehe eine Glocke gegossen werden kann, müssen zuvor unter­schiedliche Formen aus Lehm, Pferdedung und Rinderhaaren angefertigt werden. Diese Vorarbeiten dauern etwa drei Monate. Am Gusstag selbst ist dann von den eigentlichen Glocken nichts zu sehen. Sie stehen mit Erde zugeschüttet in einer Grube. Lediglich die „falsche Glocke“, die vor dem Eingang der Halle stand, verschaff­te einen Eindruck von der Größe unserer künftigen Glocken. In der Halle selber waren nur die Guss­kanäle sichtbar, die das flüssige Metall zu den einzelnen Glocken leiteten. Kleine Fahnen an Metallstangen kennzeichneten die Stelle, unter der die einzelnen Glocken verborgen waren.

Gebete begleiteten den Gussvorgang                                             

Als der Ofen die nötige Hitze erreicht hatte, wurden die ca. 200 Gäste ins Innere der Halle gebeten. Was dann folgte, war mehr als nur ein handwerklicher Akt. Die Glockengießer-Meisterin bat die anwesenden Pfarrer und Pfarrerinnen ausdrücklich um ihre Mitwirkung. Die Lesung des 150. Psalms und ein kurzes Gebet leiteten den Augenblick des Gusses ein. Danach wurde es in der großen Halle vollkommen still. Eine feierliche Stimmung legte sich über die Menschen. Nur die Kommandos der Glockengießer-Meisterin und ihres Teams noch waren zu hören. Sie trugen dafür Sorge, dass die fünf Tonnen flüssigen Metalls sich ruhig und gleichmäßig durch die schmalen Kanäle zu den einzelnen Glockenöffnungen verteilten und die Gussformen nach und nach füllten.

"Friede soll mit euch sein"

Als das Werk der Glockengießer vollbracht war, stimmten die Anwesenden das Lied „Großer Gott wir loben dich“ an.  Mit einem Dankgebet, dem gemein­samen Vater Unser und dem Segen endete der feier­liche Akt. Zum Abschluss erinnerten die Aachener mit dem Lied „Unfriede herrscht auf der Erde“, an die Auf­schrift unserer kleinen Glocke: „Friede soll mit euch sein“. Am Ende eines ereignisreichen Tages waren sich alle einig: So etwas erlebt man nur einmal im Leben! Die Gemeinde freut sich schon heute auf den Tag, an dem die Glocken in Aachen ankommen und in der Genezareth-Kirche ihrer Bestimmung übergeben werden. Auch das soll mit einem kleinen Fest gefeiert werden.

(Text: Pfarrerin Bettina Donath-Kreß)