„Gottes Wort läuft – es kann aber auch schwimmen“

Innovativer Jugend-Gottesdienst kommt trotz schlechten Wetters gut bei den Jugendlichen an – Großes Abendmahl und Picknick in der Stadtkirche gefällt am besten

„Gottes Wort – läuft! Das ist Programm. Es ist wie Wasser, das sich seinen Weg sucht von Mensch zu Mensch. Heute wird es in ganz Monschau zu finden sein, in ganz unterschiedlichen Aktionen.“ Zu finden war das Wasser, das der synodale Jugendreferent Axel Büker als Leitthema des Jugendtages in seiner Begrüßung ansprach, dann in der Tat reichlich im Eifelstädtchen Monschau. Leider kam es am vergangenen Samstag allerdings permanent von oben. Es nieselte, tröpfelte und regnete den ganzen Nachmittag und Abend während des „längsten Gottesdienstes im Kirchenkreis Aachen“, der großen Jugendveranstaltung des Kirchenkreises unter dem Motto „Gottes Wort … läuft!“ anlässlich des Reformationsjubiläums.

„Wir haben heute gesehen: Gottes Wort läuft, es kann aber auch schwimmen“, scherzte auch Jugendmitarbeiterin Andrea Deutz beim Abschluss in der Evangelischen Stadtkirche Monschau, wo die etwa 200 Jugendlichen sich zum Abschluss des Tages eingefunden hatten. Mit Wasser aus großen Schüsseln sollten die Teilnehmenden einander dort vor der Heimreise segnen. Am Ausgang durften alle sich zur Erinnerung einen großen blauen Kunststoff-Tropfen als Schlüsselanhänger mitnehmen.

Teilnehmende lassen die Veranstaltung nicht verderben

Doch obwohl das Konzept des Tages mit vielen Außenveranstaltungen bei Sonnenschein sicher noch besser aufgegangen wäre, ließen die Jugendlichen, Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden sich die Veranstaltung durch das ungünstige Wetter nicht verderben. So wurde insbesondere das gemeinsame Abendmahl in der Mitte der vorgesehenen Zeitspanne vom Marktplatz in die Kirche verlegt. Gemütlich saßen alle dort auf Picknickdecken und Schaumstoffmatten beisammen.

Zwei Jahre lang hatten die Jugendmitarbeiter und Ehrenamtlichen aus allen Regionen des Kirchenkreises an der Planung und Vorbereitung des innovativen Jugend-Gottesdienstes gearbeitet. Das Besondere daran: Aus vielen Elementen wie Musik, Kunst, Seelsorge, Meditation, Kreativität und Entspannung konnten die Teilnehmenden sich ihr individuelles Gottesdienst-Programm zusammenstellen. Gemeinsame Programmpunkte waren die Begrüßung an der Bühne auf dem Monschauer Markplatz, das große Abendmahl und Abendessen sowie der Schlusssegen. Dazwischen konnten alle frei entscheiden, welche Angebote ihnen am meisten zusagten.

Kleine Kunstwerke und kreative Fotos

Gut kam unter anderem die Bastelaktion „Buch des Lebens“ an, bei der die Jugendlichen in der Stadtkirche aus verschiedenen Materialien kleine Kunstwerke machen und sie an die Seiten eines überdimensionalen Buches aus Metallgittern hängen konnten. Viele Gruppen nahmen sich außerdem eines von fünf Spiegelkreuzen und fotografierten unter dem Motto „Blick auf die Welt“ das Kreuz und sich darin spiegelnde Motive an verschiedenen Stellen in der Stadt. Betreut wurde dieser Stand von Jana und Tatjana, beide 17-jährige Konfi-Betreuerinnen aus Hellenthal. „Es ist cool heute, wie eine kleine Form von Kirchentag, nur für Jüngere und nicht so weit weg“, meinten sie.

Kostenlose Waffeln und Begrüßung wie in Taizé

Auch das von der Jungen Kirche betriebene „Café Auszeit“ mit kostenlosen Waffeln, Kakao und anderen Getränken war gut besucht. „Wir stehen für Gemütlichkeit und die Gelegenheit, gemeinsam Zeit zu verbringen“, sagte JuKi-Leiterin Pia Schneider, „das ist hier auf dem Jugendtag auch so.“ In der Krypta der Aukirche erklärte Daniel Klober, was es mit Taizé auf sich hat und leitete auch Taizé-Gebete. Begrüßt wurden alle mit Honigkuchen und Eistee – ebenfalls wie in Taizé. Interessiert fragten dort die Jugendlichen nach, zum Beispiel ob Jugendliche aller Konfessionen nach Taizé fahren könnten, ob man dort auch Freizeit habe oder ob man Theologie studiert haben müsse, um länger dort bleiben zu können.

Einmal den Kopf leerräumen

In der katholischen Pfarrkirche am anderen Ende des Ortes bot Pfarrer Joachim Wehrenbrecht eine kleine Meditationsübung an. Dabei sollten die Teilnehmenden sich auf den Satz „Du gibst meiner Seele große Kraft.“ (Ps 138,3) konzentrieren. „Ich fand es schwierig, den Kopf leerzuräumen und habe es in den Ohren rauschen gehört, das war seltsam“, sagte ein Junge in der Nachbesprechung und ein anderer meinte: „Es war sehr angenehm, mal den Kopf freizukriegen und sich auf etwas ganz Anderes zu konzentrieren.“

Abendmahl und Abend-Mahlzeit sind Höhepunkt des Tages

Beim gemeinsamen Abendmahl, zu dem sich alle wieder zusammenfanden, kamen dann auch die bunten „Coffee-to-go“-Becher aus Recyclingmaterial zum Einsatz, die anfangs jeder erhalten hatte und in die der Traubensaft ausgeteilt wurde. Anschließend arrangierten sich alle in kleinen Gruppen und machten den Kirchraum zum großen Picknickplatz. Pfarrer Jens-Peter Bentzin genoss sichtlich das bunte Bild, das sich in seiner Kirche bot und sagte später: „Das hat mich sehr berührt: 200 Jugendliche, die sich darauf einlassen, in dieser alten Kirche Abendmahl zu feiern. Ich denke, dass auch sie gespürt haben, dass dies etwas Besonderes war und etwas Anderes als sonst zu Hause. Und dass die Jungen so angelehnt an alte Formen Kirche leben, mit ganz vielen Fremden in einem Raum sind und trotzdem merken: ‚Ich bin hier gut aufgehoben.‘“

Auch die Jugendlichen selbst äußerten sich überwiegend positiv über den Tag und wussten zu schätzen, wie viel Mühe sich die mehr als 40 Helfer gemacht hatten, um ein so umfangreiches Programm zu organisieren: „Es war schon beeindruckend, was die alles auf die Beine gestellt haben“, sagten zum Beispiel Elena und Milena, Konfis aus Kohlscheid. Vor allem das gemeinsame Abendmahl und Abendessen fanden sie gut. „Es war schön, wie wir da in Gruppen zusammengesessen haben“, meinen sie. „Außerdem hat uns das Buch-Kunstwerk gut gefallen, da beim Basteln haben wir auch andere Leute kennengelernt, aus Würselen.“ Auch viele andere Jugendliche nannten neben der Bühne, dem Café und dem Basteln am „Buch des Lebens“ vor allem das gemeinsame Abendmahl und Abendessen als den Programmpunkt, der ihnen am besten gefiel.

Konfigruppen und andere Besucher aus dem ganzen Kirchenkreis

Größere Konfi-Gruppen waren an diesem Tag vor allem aus Herzogenrath und Kohlscheid, Hoengen und Broichweiden, aus der Trinitatis-Kirchengemeinde und aus Stolberg angereist. Aber auch eine Gruppe Teamer aus Baesweiler und Teilnehmer aus Roggendorf waren mit dabei. Der Zuspruch aus dem ganzen Kirchenkreis freute nicht nur die Organisatoren, sondern auch Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, der zu Beginn den Tag auf der Bühne mit eröffnet hatte. „Ich finde toll, dass quer durch den Kirchenkreis heute so viele Gemeinden mit dabei sind“, sagte Bruckhoff. „An dem Tag finde ich außerdem die Mischung aus öffentlicher Präsenz in der Stadt und den Aktionen in kleinen Gruppen sehr gelungen.“

Zufrieden zeigte sich nach dem Schlusssegen auch Jugendreferent Axel Büker: „Ich habe viele positive Rückmeldungen gehört“, sagte er. „Ich finde das Konzept immer noch spannend und würde es in verkürzter Form noch mal machen. Ganz herzlichen Dank an alle, die mitgemacht und mitgeholfen haben und auch einen großen Dank an den Kirchenkreis, dass wir die Möglichkeit hatten, uns mit diesem interaktiven Konzept einmal auszuprobieren!“


(Text: C. Braun / Kirchenkreis; Fotos: Stephan Klumpp)