Kirchenkreis Aachen blickt sehr zufrieden, ermutigt und gestärkt auf das Reformationsjubiläumsjahr zurück

500. Reformationstag mit überwältigender Beteiligung gefeiert – Beste Resonanz bei thematisch und räumlich naheliegenden Veranstaltungen – Kirchenkreis wandte 122.500 Euro auf – In Zukunft noch engere ökumenische Zusammenarbeit

Mit dem Reformationstag am 31. Oktober 2017 endete auch im Evangelischen Kirchenkreis Aachen eine annähernd fünfjährige Vorbereitungszeit auf das große Jubiläum. Die Resonanz am Jubiläumstag war für die Veranstalter in den Gemeinden überwältigend: Insgesamt feierten mehrere tausend Gottesdienstbesucher im Kirchenkreis Aachen den Tag mit Fest-Gottesdiensten, Konzerten und Gemeindefesten. Allein am gemeinsamen Gottesdienst der Nordkreisgemeinden in Baesweiler nahmen 600 Menschen teil. In vielen Kirchen, unter anderem an der Annakirche in Aachen, der Finkenbergkirche in Stolberg und der Evangelischen Kirche Hellenthal, erschienen so viele Interessierte, dass nicht mehr für alle Platz war. Bei der Kreissynode an diesem Wochenende in Stolberg hielten die Abgeordneten eine Rückschau auf das vergangene Jahr und zogen ein Fazit.

„Jubiläum war ein Jungbrunnen für unsere alte Kirche“

Für den Beauftragten des Kirchenkreises Aachen für das Reformationsjubiläum, Pfarrer Jens-Peter Bentzin aus Monschau, waren die zurückliegenden Jahre besonders arbeitsintensiv. „Ein 500-jähriges Reformationsjubiläum erlebt man ja nur einmal. Dass ich das als Pfarrer für den Kirchenkreis und darüber hinaus mit begleiten konnte, habe ich als großes Geschenk erlebt“, sagt er im Rückblick. Gemeinsam mit Kollegen und Ehrenamtlichen entwickelte Pfarrer Bentzin eine Vielzahl von Ideen, koordinierte Projekte, suchte und unterstützte Mitarbeitende. Vor allem das vergangene Jahr sieht er als ein ganz besonderes an: „Im Jubiläumsjahr haben wir uns und unsere alte Kirche teilweise noch einmal erfrischend neu und experimentierfreudig bereichernd erlebt! Das Fest wurde so für viele immer wieder zu einer Art Jungbrunnen.“

Großes Interesse auch bei Kirchenfernen

Auch Superintendent Hans-Peter Bruckhoff äußerte sich auf der Kreissynode zufrieden über den Verlauf des Reformationsjubiläums. Sehr gefreut habe es ihn, so Bruckhoff, mit welch großem Interesse auch Kirchenferne verfolgten, wie Christinnen und Christen über ihren Glauben, ihre Geschichte und ihre Identität ins Nachdenken kamen und sich von ihm zum Handeln und zum Feiern inspirieren ließen. „Außerdem war es eine gute und richtige Entscheidung, dass wir das Reformationsjubiläum gemeinsam gefeiert haben - im Kirchenkreis, im „Kleeblatt“ der vier Kirchenkreise Aachen, Jülich, Gladbach-Neuss und Krefeld-Viersen, in den Nachbarschaften und Partnerschaften und in der Ökumene.“ Durch die Zusammenarbeit zwischen den Kirchenkreisen sei ein Netzwerk entstanden, in dem es nun einen regeren Austausch und viele neue Bekanntschaften gebe.

Resonanz in unserer Region besser als bei EKD-Großveranstaltungen

Als Jubiläums-Beauftragter war Pfarrer Bentzin unter anderem mit für die Organisation der Pilgerwege, des Festes der Begegnung und der Reformationssynode zuständig, rief aber auch viele Gemeindeaktionen ins Leben. Dabei konnte er feststellen, welche Formate am besten angenommen wurden: „Mein Eindruck: Je näher - thematisch und räumlich - die zahlreichen Veranstaltungen bei den Menschen waren, desto besser und nachhaltiger war die Akzeptanz und Resonanz“, meint Pfarrer Bentzin. „So beeindruckend sicherlich die Großereignisse auf EKD- bzw. auf nationaler Ebene waren - zum Beispiel der Kirchentag in Berlin und Wittenberg - manche im Vorfeld geschürte Erwartung an die zu erzielende Besucherzahl hat sich dort offenbar nicht erfüllt.“ Im Kirchenkreis Aachen hingegen war es anders: „Wo Menschen bei uns vor Ort in den Gemeinden des Kirchenkreises und in der Nachbarschaft direkt ins Gespräch kamen und Teil des Festes, der Pilgerwege oder der Gottesdienste werden konnten, hat es immer wieder auch überraschend große Teilnehmerzahlen gegeben“, stellte er fest.

Bewegende Momente beim Abendmahl und internationaler Synode

Persönlich habe er ungeheuer viele „Highlights“ in den vergangenen Monaten erlebt. Eine Veranstaltung werde ihm aber besonders in Erinnerung bleiben: „Das festlich-lebendige Abendmahl mit an die 200 Jugendlichen in der Stadtkirche Monschau im Rahmen des experimentellen Jugendgottesdienstes im Juli war für mich selbst das bewegendste Erlebnis“, erzählt Pfarrer Bentzin.  „Einen weiteren für mich unvergesslichen Moment gab es bei der  Reformationssynode in Mönchengladbach-Rheydt Anfang September. Dort haben Christen aus vier Erdteilen miteinander in einer Stunde der besonderen Geistesgegenwart eine „Schlusserklärung“ verabschiedet, die unser Kirchesein vor Ort und weltweit mit neuen, kräftigen Impulsen versehen wird.“

"Provinzialität und Selbstmarginalisierung gemeinsam überwunden"

Gerade diese Begegnung mit Protestanten aus Afrika, Asien, Lateinamerika und anderen europäischen Ländern habe gutgetan, sagt der Reformations-Beauftragte. Und fügt selbstkritisch hinzu: „Die unter uns immer wieder feststellbare Tendenz zur Provinzialität und Selbstmarginalisierung konnten wir dort gemeinsam überwinden. Das hat uns geholfen, auch für die Zukunft noch mehr Geschmack daran zu finden, zu der einen, weltweiten Kirche zu gehören, die sich von Gottes Wort immer wieder anregen, korrigieren und aufbauen zu lassen.“

Nach dem Fest ist vor dem Fest

Der Kirchenkreis Aachen will nun die Erfahrungen aus dem Jubiläumsjahr sichern und nach vorne blicken. Eine der größten Herausforderungen für die Zukunft sei es, so sagte Superintendent Hans-Peter Bruckhoff, erkennbar christliche Stimme zu sein in einer Welt, die sich weiter säkularisiert und differenziert.

Dabei helfen könnten insbesondere die zahlreichen ermutigenden Impulse zur engeren ökumenischen Zusammenarbeit und zur Wiederherstellung der Einheit der Christen, sagte er. „Zum ersten Mal seit 500 Jahren haben wir das Reformationsjubiläum in diesem Jahr nicht so gefeiert, dass wir unsere protestantische Identität durch Abwertung der Katholiken stärken“, sagte Bruckhoff. „Im Gegenteil! In diesem Jahr ist eine wunderbare ökumenische Dynamik entstanden – auf internationaler Ebene ebenso wie hier bei uns.“ Nach dem Willen des Papstes und der Protestanten gelte es nun in den kommenden Jahren eine gemeinsame, verbindliche Erklärung über die zwischen den Kirchen noch strittigen Fragen - das Abendmahl, die Kirche und die Ämter -  zu erarbeiten und zu verabschieden. 

Das könnte dann die Grundlage sein, auf der die vor 500 Jahren verlorengegangene Einheit der Kirchen wiederhergestellt werden kann. „Möglicherweise hat dabei das Jahr 2030 als Jubiläumsjahr der Augsburgischen Konfession von 1530 herausgehobene Bedeutung und wird das nächste große Jubiläum, das wir dann gemeinsam feiern“, äußerte der Superintendent des Kirchenkreises Aachen sich zuversichtlich.

(Text: Bentzin/Braun)