Jesus ist „#beimir“

Eine der größten ökumenischen Jugendaktionen in Deutschland begeisterte die jungen Menschen aus der Eifel – 250 Jugendliche beim Gottesdienst

Die versammelte Gemeinde in der Kirche ist auffallend jung: Rund 250 Jugendliche feierten gemeinsam den Gottesdienst. Zuvor waren sie aus allen Richtungen und Bezirken sternförmig aus vielen Gemeinden zur Kirche des Hermann-Josef-Hauses in Urft gezogen.

Alle kamen sie zusammen: „Das bunt gemischte Bild ist schön. Evangelisch, katholisch auch teilweise Schüler von Schulen, Ehemalige, die auftauchen und aus allen Ecken zusammenkommen“, freute sich Pfarrer Oliver Joswig aus Hellenthal. Die Kirche in Urft sei wunderbar geeignet, um eine große Gemeinschaft zu erfahren.

Eine der größten ökumenischen Jugendaktionen in Deutschland

Der ökumenische Kreuzweg der Jugend ist nicht nur ein stimmungsvolles Erlebnis im Kirchenkalender für die jungen Menschen, er ist auch eine der größten ökumenischen Jugendaktionen in Deutschland. Aktiv beteiligen sich daran schon seit Jahrzehnten die Evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Schleidener Tal und die Evangelische Kirchengemeinde Roggendorf mit ihren Konfirmanden. „#beimir“ lautet das diesjährige bundesweit geltende Motto.

Begonnen hatte der Kreuzweg an diesem Tag in den Heimatkirchen der jeweiligen Gruppe. So trafen sich die Konfirmanden aus Kall, Hellenthal und Roggendorf in der Kaller Kirche. Pfarrerin Susanne Salentin (Evangelische Kirchengemeinde Roggendorf), Pfarrer Christoph Ude (Kall) und Pfarrer Oliver Joswig (Hellenthal) sowie Jugendleiter Jan Wattjes begrüßten die Jugendlichen.

Einstimmung mit Street Art

Man stimmte sich auf den Abend ein. Es wurde an den Leidensweg Jesu und an seine (Kreuzweg-) Stationen erinnert – auf moderne Art. Bilder von Menschen, als Street Art-Kunst gestaltet, machten Jesus Martyrium an realen Orten und auf moderne Art sichtbar. „Wie weit, wie nah an mich ran lassen, will ich Ihn wirklich zulassen in meinem Leben, in meiner Wirklichkeit?“, fragte Wattjes. Gefühle, Erfahrungen, Lebenssituationen im Alltag wurden von den Pfarrern, dem Jugendleiter und Jugendlichen zu Gehör gebracht.

Großes Kreuz ging mit auf den Weg nach Urft

„Jesus nahm vor 2000 Jahren sein Kreuz auf sich“, so Pfarrer Ude: „Er trägt sein Kreuz auch durch mein Leben, durch meine Stadt, mein Dorf. Er ist immer bei Euch, immer bei mir.“ Jesus könne uns überall begegnen, wenn wir das zulassen.

Zusammen sang man das eigens für die Veranstaltung komponierte, melodiöse Motto-Lied. Jugendliche lasen Texte vor, die sich mit dem Leben Jesu und dem Leben heute beschäftigten – und auch Parallelen zogen. Man könne schließlich selbst sich verloren oder ausgegrenzt fühlen, schmerzvolle Momente im Leben erleben. Später wurden dazu eigene Gedanken auf einen Zettel geschrieben und an ein großes Kreuz befestigt, das man mitnahm auf den Weg nach Urft.

Gemeinsamer Weg bleibt in Erinnerung

5,5 Kilometer waren zu gehen, vorbei an Straßen, durch den Wald. Der Weg ist schließlich (auch) ein Ziel. „Das Gemeinschaftserlebnis, zusammen unterwegs zu sein ist etwas Besonderes. Es ist auch etwas, was in Erinnerung bleibt“, weiß Salentin. Zeitgleich machte sich auch die Blankenheimer Gruppe auf den Weg. „Bei uns sind 21 Konfirmanden dabei“, so Jugendleiterin Jutta Lindenfels stolz.

Die Jugendkirche in Urft bietet ein besonderes Ambiente. Die Jugendlichen machten es sich bequem auf Bänken, Stühlen, dicken Kissen und unter eigens bereit gelegten Decken. Sie lauschten den Worten der Pfarrer Hardy Hawinkels und Oliver Joswig, die den Gottesdienst gestalten. „Schön, dass ihr gut angekommen seid“, begrüßten sie die vielen Gäste. Man registrierte eine stille und eindrucksvolle Stimmung. Vorne leuchteten die mitgebrachten Kreuze im Schwarzlicht.   

"Diese Atmosphäre ist etwas Besonderes"

So eine große Gemeinschaft sei toll, so Klara Elisabeth Friedrich aus Kall: „ Man ist mal unter Jugendlichen und Gleichaltrigen in der Kirche.“ Sonst gehöre man in Gottesdiensten immer zu den jüngsten Personen oder kleinsten Gruppe.  

Auch Susen Müller genießt das Erlebnis in vollen Zügen. Sie studiert Theologie und ist nicht zum ersten Mal dabei. Trotz der Anforderungen des zweiten Semesters wollte die Kallerin auch in diesem Jahr wieder mitmachen: „Der Jugendkreuzweg hier hat mir immer gut gefallen. Diese Atmosphäre, wenn alle Gemeinden in der Kirche zusammen kommen, ist etwas ganz Besonderes“, sagt sie fröhlich. Und auch das Fazit von Johannes Keil und Michael Tribus, die zum ersten Mal dabei waren, fällt positiv aus: „Es hat Spaß gemacht.“

Moderne Übersetzung der Kreuzwegstationen spricht Jugendliche an

Mit der modernen Übersetzung der Kreuzwegstationen trafen die Verantwortlichen jedenfalls anscheinend ins Schwarze bei den Jugendlichen. Auch der dreizehnjährige Marco Suhr aus Hellenthal fühlte sich verstanden und nah dran, an den Themen des Tages. „Ja, zum Beispiel schlimme Momente - die hatte ich auch schon in meinem Leben“, sagt er. Er hatte seinen geliebten Hund verloren, der sei an Krebs gestorben. „Das hat mich sehr mitgenommen“, sagt er. In dieser Zeit habe er Trost bei Gott gesucht und sich nicht allein gefühlt. Gott wie Jesus sind eben „#beimir“.

(Text: Kirsten Röder)