Präses Rekowski predigte im Aachener Dom: "Gerecht ist, was der Gemeinschaft dient"

Acht christliche Glaubensgemeinschaften gestalten gemeinsamen Gottesdienst - Superintendent Bruckhoff: "Ökumene ist in Aachen schon stark und weit vorangeschritten"

Der Hausherr Bischof Helmut Dieser nimmt Bischof Evmenios von der griechisch-orthodoxen Kirche in den Arm, Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland reicht der Vertreterin der Vinyard-Gemeinde die Hand zum Friedensgruß – beim ökumenischen Gottesdienst innerhalb der Gebetswoche für die Einheit der Christen am Dienstagabend am Altar im Aachener Dom zeigte auch dieses Bild, was Dieser in seiner Begrüßung feststellte: „Wir kommen aus getrennten Kirchen, aber die Sehnsucht nach der Einheit treibt uns an.“ Vertreter und Vertreterinnen aus acht christlichen Glaubensgemeinschaften – verbunden in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) Aachen – gestalteten den ökumenischen Gottesdienst im Dom. Die Predigt hielt Manfred Rekowski, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland.

"Gerechtigkeit, Gerechtigkeit - ihr sollst du nachjagen"

Die indonesischen Vorbereiter der weltweiten Gebetswoche wollen in diesen Tagen vor allem die Frage nach Gerechtigkeit in den Blick genommen wissen. Sie wählten das Motto „Gerechtigkeit, Gerechtigkeit – ihr sollst Du nachjagen“ aus dem fünften Buch Mose (Kapitel 16). Rekowski schlug in seiner Predigt einen Bogen von der Verteilungs- und Leistungsgerechtigkeit hin zu einer Gemeinschaftsgerechtigkeit: „Gerecht ist, was der Gemeinschaft dient, was sie fördert und ihre Mitglieder zur Entfaltung bringt. Gerechtigkeit ist nach biblischem Verständnis immer situations- und menschenbezogen. Wir sind keine besseren Menschen, aber wir schöpfen aus Gott, der Quelle der Gerechtigkeit“, rief er seine Mitbrüder- und -schwestern auf, sich nicht selbst zu genügen, sondern in die Welt auszustrahlen.

Das gelte für die Überprüfung des eigenen Lebensstils im Hinblick auf die Ausbeutung vor allem der Menschen auf der Südhalbkugel, wie auch für den Diskurs über die Tischgemeinschaft. Die Frage des Abendmahls sei nicht ausschließlich theologisch zu lösen. „Sie entscheidet sich letztlich in einer Praxis, die den Menschen im Geiste Jesu gerecht wird.“

Dass die Gemeinschaft der Ökumene in der ACK Aachen stark und bereits weit vorangeschritten sei, bemerkte Hans-Peter Bruckhoff, Superintendent des Kirchenkreises Aachen, nach dem Gottesdienst:

„Wir arbeiten schon lange sehr gut zum Beispiel in der Telefonseelsorge, in der Notfallseelsorge, in der Citykirchenarbeit oder im ökumenischen Gemeindezentrum in Stolberg zusammen. Aber wir brauchen weiterhin Leidenschaft für die Ökumene, um sie weiterzuführen.“ Die Offenheit dafür habe er beim Gottesdienst wahrgenommen. Auch Rekowski betonte: „Immer wieder neu haben wir zu fragen, was der Gemeinschaft gut tut.“ Dafür seien auch kleine Schritte hilfreich, lud er alle Gottesdienstbesucher zu Selbstverpflichtungen für mehr Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Einheit ein.

Der Aachener Vertrag atmet den christlichen Geist

Bischof Dieser freute sich ebenfalls über die ökumenische Vielfalt: „Getrennt sein, bringt keinen Segen. Nur gemeinsam können wir glaubwürdig Zeugnis ablegen.“ Zudem betonte er am Tag der international beachteten Unterzeichnung des Aachener Vertrages zwischen Frankreich und Deutschland: „Dieser Vertrag atmet christlichen Geist. Alle Menschen haben die gleiche Würde. Das ist ein schönes Zeichen, das von Europa in die ganze Welt ausgeht.“

(Text: Rauke Bornefeld / Ev. Kirchenkreis Aachen)