Ausstellung „Die Nakba - Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ im Haus der Evangelischen Kirche

„…eine derart schmerzhafte Reise in die Vergangenheit ist der einzige Weg nach vorn, wenn wir eine bessere Zukunft für uns alle, Palästinenser wie Israelis, schaffen wollen.“ Mit diesem Satz des israelischen Historikers Ilan Pappé eröffnete Superintendent Hans-Peter Bruckhoff am Samstag die Ausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“.

Großer Andrang zur Eröffnung

Etwa 200 Besucher waren in den Saal des Hauses der Evangelischen Kirche in Aachen gekommen, um die Eröffnung der Ausstellung mitzuerleben, die bereits in Aachen wie auch in anderen Orten heftige Diskussionen ausgelöst hatte. „Traumatisierte Menschen und Völker müssen sich erklären dürfen, erzählen, loswerden“, sagte Bruckhoff. „In diesem ersten Schritt kann es noch nicht um Recht und Gerechtigkeit und auch nicht um historische Wahrheit gehen. Es geht um offenen Diskurs und Auseinandersetzung.“

Besucher sollen mitdiskutieren

Einen geschützten Ort für diese Auseinandersetzung, an dem die unterschiedlichen Standpunkte in gegenseitigem Respekt ausgetauscht werden, will die Evangelische Kirche in Aachen mit der Ausstellung und dem Begleitprogramm zum Thema bieten. Zu diesem Zweck ist in einem Nebenraum der Ausstellung an Stellwänden eigens ein Diskussionsforum eingerichtet worden. Jeder Besucher kann dort seine Eindrücke und Meinungen äußern. Ein Begleitwort der Evangelischen Kirche in Aachen zur Ausstellung und Veranstaltungsreihe findet sich dort ebenso wie Stellungnahmen der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Aachen e.V., des Aachener Friedenspreises e.V., der Jüdischen Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V. sowie der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Aachen e.V. und des Mitveranstalters der Ausstellung, dem Verein zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina e.V.

Keine "Geschichtsfälschung"

Ingrid Rumpf, die Vorsitzende des Vereins, hatte die Ausstellung im Jahr 2007 konzipiert. Seitdem waren die Tafeln in fast 70 Städten zu sehen. „Ich freue mich und bin außerordentlich dankbar, dass die evangelische Kirche in Aachen bereit ist, die Kontroverse um die Ausstellung auszutragen“, sagte Rumpf zur Ausstellungseröffnung. Sie sagte, dass das von ihr zusammengetragene Material die palästinensische Sicht zwar in den Vordergrund stelle und damit „Mythen in neuem Licht erscheinen“ lassen wolle, dass es sich deshalb aber nicht um eine „Geschichtsfälschung“ handele.

Evangelische Kirche hat "viel Mut gezeigt"

Dank für das Engagement der Evangelischen Kirche, die „viel Mut gezeigt“ habe, indem sie „trotz massiven Drucks“ daran festgehalten habe, die Ausstellung zu zeigen, äußerte auch Ghaleb Natour, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Friedens in Israel und Palästina e.V. Natour sagte, die Ausstellung zeige eine Seite der Geschichte, die sonst in Israel verschwiegen werde und mit der das Land sich auseinandersetzen müsse, damit es eine Chance für einen „gerechten Frieden“ geben könne.

Täglich außer sonntags geöffnet

Die Ausstellung „Die Nakba - Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ ist bis zum 21.5.2011 täglich außer sonntags von 16 bis 19 Uhr geöffnet, für Schulklassen auch vormittags nach Absprache unter Tel.: 0241 / 453 – 118.

Weitere Veranstaltungen

Im Mai richtet der Kirchenkreis weitere Veranstaltungen zum Thema aus, insbesondere einen Vortrag des israelischen Journalisten Gil Yaron am 26.5. im Haus der Evangelischen Kirche.